Bildstreifen Chemie Homepage Chemie

Sind Sie gerade hierher umgeleitet worden? Bitte aktualisieren Sie erforderlichenfalls Links bzw. Leesezeichen.

Quecksilber

Herkunft

Quecksilber gelangt natürlicherweise durch Vulkanausbrüche in die Umwelt. Die Menschheit hat dem durch Kohleverstromung kräftig nachgeholfen. Allein in Deutschland wurden durch Kohlekraftwerke um das Jahr 2010 herum mehr als 5 Tonnen Quecksilber pro Jahr in die Luft geblasen. Inzwischen sind diese Mengen rückläufig, da der Betrieb von Kohlekraftwerken wegen der hohen Kohlendioxid-Emissionen mittelfristig eingestellt werden soll. Quecksilber ist ubiquitär vorhanden und nachweisbar.

Aufnahmewege

Elementares Quecksilber ist eher weniger gefährlich, weil es verschluckt oder auf die Haut aufgetragen schwer resorbierbar ist und deshalb kaum in den Körper aufgenommen wird. Mit "Quecksilber in der Umwelt" sind in der Regel aber auch die Verbindungen des Quecksilbers gemeint, die in aller Regel leichter resorbierbar sind, wobei sich Methylquecksilber darüber hinaus in der Nahrungskette anreichert.

Menschen nehmen Quecksilber (als Methylquecksilber) vor allem durch Fischverzehr auf. Raubfische sind besonders hoch belastet, vor allem, wenn sie größer und älter sind. Nach der "Kontaminantenverordnung" (Verordnung (EG) Nr. 1881/2006) dürfen Speisefische nicht mehr als 0,5 mg/kg Gesamtquecksilber enthalten, bestimmte Raubfischarten nicht mehr als 1,0 mg/kg. Schwertfische und bestimmte Haifischarten weisen oft höhere Werte auf. Weitere Quellen sind die ubiquitäre Atemluftkonzentration und Amalgamfüllungen.

Belastung der Bevölkerung mit Quecksilber

Die mittlere Gesamtquecksilberkonzentration beträgt bei erwachsenen Deutschen 0,43 µg/l Vollblut, wobei die Werte zwischen <0,2 und 34,8 µg/l streuen. Wenn Sie noch Amalgamfüllungen in den Zähnen haben, kann der Wert leicht erhöht sein. Temporär signifikant erhöht ist er nach Fischverzehr mit im Durchschnitt etwa 0,80 µg/l.

Grenzwerte

Berufliche Grenzwerte

Berufliche Grenzwerte geben eine als "zumutbar" geltende maximale Belastung an, die im allgemeinen nicht zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führt.

Arbeitsplatzgrenzwert (AGW) (maximale Atemluftkonzentration am Arbeitsplatz)
Der Grenzwert beträgt 0,02 mg/m3. Der Wert ist als arbeitstäglicher Mittelwert zu verstehen. Kurzzeitige Überschreitungen sind also zulässig, wobei in diesem Fall der 8-fache Wert, also 0,16 mg/m3 zu keinem Zeitpunkt überschritten werden darf. AGWs sind in der TRGS900 definiert.
Biologischer Grenzwert (BGW)
Quecksilber gehört zu den wenigen Giften, die sich in derart geringen Konzentrationen in Blut oder Urin messen lassen können, dass man auch hier Grenzwerte (BGW) festlegen kann. Bei jedem Menschen ist also Quecksilber nachweisbar. BGW-Werte sind in der TRGS 903 festgelegt. Der BGW-Wert für Quecksilber wird im Urin gemessen und beträgt 25 µg/g Kreatinin. Die Belastung im Vollblut ist nicht amtlich reglementiert, jedoch gelten 2 µg/l medizinisch als unkritisch.

Für die Allgemeinheit geltende Grenzwerte

Grenzwerte für die Allgemeinheit sollen die maximale Belastung beschreiben, bei denen ein Risiko ausgeschlossen ist. Sie sind durchweg niedriger als berufliche Grenzwerte. Das liegt nicht nur an dem höheren Sicherheitsanspruch, sondern auch daran, dass der private Bereich den Lebensmittelpunkt darstellt und sich dort auch besonders vulnerable Personengruppen aufhalten, z.B. Kinder.

Richtwerte des Umweltbundesamts (maximale Atemluftkonzentration in Wohnräumen)
Der Richtwert I beträgt 0,035 µg/m3, der Richtwert II hingegen das 10-fache, nämlich 0,35 µg/m3. Sie müssen sich das als ein Ampelmodell vorstellen. Die Einhaltung des Richtwertes I (grün) bedeutet "Risikoausschluss", der Bereich zwischen den Richtwerten I und II (gelb) bedeutet "Überwachungsbedarf" und die Überschreitung des Richtwertes II bedeutet "Handlungsbedarf". Auch diese Werte sind Mittelwerte, dürfen also kurzzeitig überschritten werden.
Tolerierbare wöchentliche Aufnahme ("Tolerable Weekly Intake" - TWI-Wert)
Die Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (European Food Safety Authority - EFSA) hat folgende TWI-Werte festgelegt:
  • Anorganisches Quecksilber: 4 µg/kg Körpergewicht
  • Methylquecksilber: 1,3 µg/kg Körpergewicht

Da Fisch sehr unterschiedlich mit Quecksilber belastet ist, könnte ein erwachsener Mensch wöchentlich zwar etwa knapp 5 kg Forellen, aber nur wenig mehr als 100 g Butterfisch verzehren, ohne gesundheitliche Folgen befürchten zu müssen. (Quelle: Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH")

Verwendung

Für Quecksilber gab es früher diverse Anwendungen. Der Arzt hat mit Quecksilbermanometern den Blutdruck gemessen, wir alle hatten Fieberthermometer mit Quecksilberfüllung, auch heute noch gibt es Menschen mit Amalgamzahnfüllungen. Technisch ist es z.B. als Elektrodenmaterial bei der Chloralkali-Elektrolyse oder als elektrischer Leistungsschalter ("Quecksilberschalter") verwendet worden. Auch für Leuchtstoffröhren war es notwendig.

Durch die Minamata-Konvention soll die Verwendung von Quecksilber weltweit reduziert bzw. verboten werden. Die EU hat dies mit der Quecksilberverordnung 2017/852 zum 01.01.2018 umgesetzt.

Quecksilber ist zum unnötigen Element geworden. Leider gibt es immer noch Goldsucher, die Gold mit dem Amalgamverfahren aus dem Erz extrahieren und dabei massenhaft Quecksilberdämpfe in die Umwelt destillieren, was zu örtlich schweren Umweltverseuchungen führt.

Weiterführende Links